Generation X,Y,Z

Ich beschäftigte mich in den letzten Wochen beruflich mit einem Projekt, bei dem es im Groben um die vielbeschworene und nicht aufzuhaltende Digitalisierung geht und welche Anforderungen an den modernen Arbeitsplatz gestellt werden.

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Zu den sogenannten Digital Natives gehöre ich nun wirklich nicht. Ich bin mit Musik-Cassetten, Walkman, Schallplatten, Telefonzellen und Briefen aufgewachsen. Selbst an den Nintendo war nicht zu denken, aber meinen guten alten Casio FX-602P Taschenrechner, mit dem man die ersten Programme schreiben konnte. Dann an diesen Türstopper, Sinclair ZX-81 und wenig später der erste C64 mit Datasette. Die Wohnung hatte keine Fussbodenheizung, die Lampen hatten Glühbirnen, Induktionsherde, Mikrowellen, Geschirrspüler später, die ersten Farbfernseher, Telefone noch in grau, grün, rot und orange mit Wählscheibe. Wenn man sich mit Freunden oder Mädels verabreden wollte, ist man meist in eine Telefonzelle gegangen, weil das Telefon ja doch meist im Flur auf so einem gehäkelten Deckchen stand und die ganze Familie mithörte. Schon damals gab es Dixi-Klos. Sie waren gelb und hatten sogar Bücher, ziemlich langweilige Bücher, aber immerhin. Und wenn man da drin war, fehlte meist das Kabel am Hörer, das waren die ersten Schnurlostelefone. Oder die Groschen sind einfach durchgefallen. Meist hatte man ja die 4-stellige Nummer parat, falls nicht, es gab ja das gute alte Telefonbuch, da war dann aber sicher genau diese Seite herausgerissen.

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Menschen, diese Digital Natives eben, sind mit den digitalen Medien groß geworden. Was wir uns erst mühsam beibringen mussten, sie sind damit vertraut. Spielekonsolen, Smartphones, Tablets usw. von Kinderbeinen. Erzähl so jemandem mal, dass unsere Handys alle 7 Tage mal ans Ladekabel mussten. Ich erinnere mich an eine Situation, in der mein kleiner Sohn damals mit mir eine Autozeitung ankuckte. Als er eine kleine Abbildung eines Porsche sah, hat er Daumen und Zeigefinger gezückt und wollte das Foto größer zoomen. Diese Generation erwartet eben auch, dass der Arbeitsplatz mindestens so entsprechend ausgestattet ist und sie können sich es schlecht vorstellen, 5 Tage, 9 to 5 in einem Büro zu sitzen. Arbeiten, „everytime, everywhere and anything“. Immer und überall arbeiten, Zugriff auf die Daten, die man benötigt, ganz egal, wo man sich gerade befindet. Ich war ja auch immer viel unterwegs, für mich war das auch komfortabel, ganz gewiss. Nach einem Abendessen mit Geschäftspartnern bis 1 oder 2 Uhr noch Emails beantworten. Oder… im Blog schreiben 😉 Wir alle haben es gelernt, damit umzugehen. Statt sich zu treffen und persönlich zu reden, auch mal eine endlose Diskussion über What’s App.

Ich las zu diesem Thema Digitalisierung auch Studien und informierte mich in einschlägigen Blogs und Foren. Ganz sicher ist, dass uns die digitale Welt verändert hat und weiter verändern wird. Die Art der Kommunikation, die Schnelligkeit, wie Informationen ausgetauscht werden. Der gute alte Brief wurde vom Fax abgelöst, das Fax von der Email. Der Füllfederhalter durch den Kugelschreiber, die Schreibmaschine vom PC. Es werden keine Meetings mehr abgehalten, bei dem jeder physisch anwesend ist, es werden Videokonferenzen gemacht. Gut für die Umwelt und die Kosten eines Unternehmens. Gut um Zeit zu sparen. Gut für den Menschen? Den Studien zufolge begrüssen das viele Mitarbeiter. Vor allem die Vielflieger, die, die jeden Tag an einem anderen Flughafen sitzen. Produktiver können solche Meetings auch sein, weil ich mehr Menschen einbinden kann. Entscheidungsprozesse verkürzt werden können. Unternehmen bieten flexible Arbeitsplatzkonzepte an. Bei 200 Mitarbeitern, gibt es nur noch 100 Arbeitsplätze, weil man auch vom Homeoffice aus arbeiten kann und soll(?). Gut für die Kosten. Gut für den Menschen? Ich habe auch oft vom Homeoffice aus gearbeitet, wenn ich z.B. eine Arbeit hatte, bei der ich mich konzentrieren musste. Aber den Kontakt, den persönlichen Kontakt zu den Menschen, den wollte ich doch immer aufrecht erhalten. Alles hat seine Vorteile, aber auch eben Nachteile.

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Die Digitalisierung geht ja noch weiter, wenn man Facebook’s Mark Zuckerberg glauben darf. Es wird bald virtuelle Meetings geben. Mit VR-Brillen wird man dann das Gefühl haben, sich mit richtigen Menschen zu unterhalten, die gemeinsam am Tisch sitzen. Pustekuchen, alles nur virtuell. Ich werde dabei nicht einmal mehr die Mimik meiner Gesprächspartner sehen.

Es ist ein Riesen-Wachstumsmarkt für ganze Branchen. IT-Infrastrukturen müssen performanter gemacht werden, es braucht neue und leistungsfähigere Netze und Software. Gut für die Firmen, auch für die Arbeitsplätze und unseren Zukunftsmarkt Digitales Deutschland.

Der Mensch?

Er muss sich anpassen?

Virtuelle Welten?

Wie denkt ihr über dieses Thema Digitalisierung?

 


 

Einen sehr interessanten Bericht über die Herausforderungen der digitalen Transformation im Hinblick auf Führungskräfte habe ich auf LinkedIn gefunden. Von Ines Gensinger (Microsoft)

Digital Leadership: Digital denken, empathisch handeln

…97 Prozent der deutschen Manager halten sich für eine gute Führungskraft. Aber jeder dritte Arbeitnehmer in Deutschland hatte schon mindestens einmal im Leben einen schlechten Chef. Jeder fünfte hat in den letzten zwölf Monaten sogar daran gedacht, wegen seines direkten Vorgesetzten zu kündigen…

 

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9 Gedanken zu „Generation X,Y,Z

  1. Ich mache nur noch 20 Jahre und ziehe meinen Nutzen soweit daraus, wie es für mich machbar ist.
    Gesprächspartner ist meine Frau und einmal in der Woche das Rentnerfrühstück bei Ikea (weil es so billig ist 🤣!

    G. l. G. Jochen

    1. Gute Einstellung lieber Jochen.
      Und das mit Ikea, hmm, der ist bei mir ziemlich weit weg… schade eigentlich 😀
      Hab einen schönen Freitag
      LG Thomas

  2. lieber Thomas …
    mein geschriebener Text ist ins Nirvana verschwunden … werde meinen Beitrag dazu im Laufe des Tages wiederholen … gehe jetzt in mein Betti …
    ein gut’s Nächtle dir …. sehe im Scroll – du wanderst noch herum … 😉

  3. Das ist wirklich ein weites Feld, bei dem sich Digital Natives jetzt zu einem virtuellen Meeting zusammenfinden würden. Oder über das man sich einen halben Abend lang unterhalten oder hier austauschen kann.
    Wie Du schon schreibst, Thomas: Und der Mensch? – Ich denke, all dies Virtuelle kann einem persönlichen Gespräch nur versuchen nahezukommen. Schon eine Mail klingt ja gesprochen ganz anders als gelesen. Und gelegentlich muß man sich eben auch mal wieder sehen. Damit man weiß, ob die Chemie stimmt. In analogen Zeiten konnte es aber auch mal passieren, daß Telefonbekanntschaften dann persönlich eher enttäuschend waren.
    Bei der Digitalisierung ist für mich wichtig, daß der Mensch oder besser: das Menschliche nicht auf der Strecke bleibt.
    Und außerdem muß es mir – etwa beim Arbeiten – auch weiterhelfen. Bei uns geht „Fortschritt“ auch häufig damit einher, daß die Arbeit verlagert wird oder daß Berufsfelder verschwimmen. Ich frage mich ganz generell, ob das alles hilft oder ob man etwas nur macht, weil es geht. Und zum reinen Selbstzweck muß nun nicht jedes Stück Digitalisierung sein.
    Das mal so in Kürze. LG Heinz

    1. Guten Morgen Heinz,
      da könnte man sich sicherlich einen ganzen Abend darüber unterhalten, persönlich bei einem Glas guten Roten zum Beispiel. 😉
      Das Menschliche ist dabei der springende Punkt und Deine Fragestellung, macht man es weil man es kann, aus reinem Selbstzweck oder hilft es tatsächlich, ist eine gute Zusammenfassung.
      Danke für Deinen Kommentar
      Einen schönen Tag Dir
      Liebe Grüsse
      Thomas

  4. Hallo,

    ich bin ein ganz einfacher Mensch, der ohne den ganzen Kram groß geworden und sehr zufrieden ist.
    Zwar habe ich ein Smartphone, aber ich benutze es nur für die nötigsten Sachen – Es fängt mehr Staub als alles andere – Ich bevorzuge den Menschenkontakt und komme ganz gut ohne aus.
    Auch habe ich einen Computer den ich nutze, allein schon wegen meiner Arbeit und für meinen Blog. ich investiere aber grundsätzlich nur sinnvolle Zeit damit und kann aber auch ohne. Für mich ist da kein zwang oder Muss hinter. Ich bekomme nicht das zittern in den Händen, wenn ich nichts dabei habe.

    Fahre sowieso oft ohne Handy weg und bin ein Mensch, der das Leben dort draußen oft und viel genießt.

    Allgemein finde ich die Digitalisierung gut, allerdings geht der Mensch ( viele Menschen) falsch damit um.
    Ich sehe es als eine Vereinfachung vieler Dinge und um schnell an Informationen zu gelangen. Dabei sollte allerdings niemals das Leben verloren gehen.

    Kinder sollten damit groß werden, allerdings fände ich so gesehene Schranken / Regeln, die wir alle früher auch hatten, wichtig.
    Das Kind sollte genau wissen, was das Internet ist, was alles damit möglich ist, aber auch welche Gefahren es birgt. Die Digitalisierung sollte ein Begleiter sein, der ein Helfer ist, aber sie sollte das alles da draußen nicht ersetzen.

    Vieles wird abgewälzt. Die Kinder werden eher vor den Fernseher, dem Smartphone oder einem Tablet gesetzt. Statt sich wirklich gemeinsam damit auseinander zu setzen oder sich wirklich mit dem Kind zu beschäftigen. Oftmals ist es eher eine Sucht, die sehr gefährlich enden kann. Immer mehr Menschen achten nicht mehr auf ihr Umfeld und starren wie Zombies auf ihre Handys, statt auf die Straße zu achten. In Restaurants, Bars usw sieht man Menschen an einem Tisch setzen und auf Handys starren.

    Diese Art von Nutzung ist keinesfalls mehr schön, wenn jegliche Kommunikation, das Lachen, Schmunzeln und vieles mehr aus den Räumen verschwindet.

    Ich könnte viel schreiben, aber ich lasse das jetzt nun so stehen. Zum Schluss möchte ich nur denen, die diesen Kommentar lesen, vielleicht darüber nachzudenken.

    Gruß

    1. Das regt in jedem Fall zum Nachdenken an. Ich sehe das in vielen Deiner Punkte ähnlich und es ist sicher noch viel mehr dazu zu sagen. Danke für Deine Gedanken.
      Liebe Grüsse
      Thomas

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