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DISruptiv beim DIScounter

Einer dieser Discounter oder gar das Universum hatte ein Prospekt in meinen Briefkasten einwerfen lassen. Der Hinweis: „keine Werbung, Prospekte, Wachtturm oder kostenlose Zeitungen“ wurde wohl übersehen. Ab Donnerstag 6.6. alles für den Garten und für’s Schwimmbad, oder so. Sommer Gedöns halt.

Auf dem Weg zum Altpapier und das ist eine ganz schöne Strecke, habe ich das Druckerzeugnis dann doch näher angeschaut. Die Bademoden haben mich jetzt nicht so interessiert, die Damen eher. Die aufblasbaren Einhörner oder Schwimmringe auch weniger. Eher albern, wenn ich damit ins Frei- oder Strandbad ginge, hatte ich für mich befunden. Aber hier, ein Sonnensegel. Glasausbau abschatten. Ja. Der Plan reifte schon zwei Jahre, die Investition aber, die konnte ich erst jetzt aufgrund eines rigorosen Sparkurses in Betracht ziehen. Ich denke sogar, ich kann das irgendwie als Geschäftsausgabe deklarieren. Konto 0290, „Einrichtungen für Geschäfts- Fabrik- und andere Bauten“ oder einfach nur „geringwertige Wirtschaftsgüter 0675“? Oder… na, ja, soll ja jetzt auch gar nicht unser Thema sein. Spannend dennoch. Vielleicht gebe ich mal einen kleinen Exkurs in Sachen Kontierung und was man(n) alles absetzen kann. Absetzen kann man übrigens auch Tabletten, Alkohol und Zigaretten und sogar sich selbst, auf den Stuhl. Ok, wo waren hier? Disruptiv und verzettelt wären die richtigen  Worte. Ach so, ja. Sonnensegel, Discounter, ab heute. Ich muss hin.

Nicht nur, dass ich dieses Prospekt im Briefkasten fand, vielleicht war es ja auch ein Götterbote, der es gebracht hat. Nein, ich wusste, dass ich da auch früh hin muss. Tagesablauf radikal geändert. Nicht um 8:30 ganz gemütlich den ersten Kaffee, Schreibtisch, E-Mails, bißchen Blog, 9:30 zweiter Kaffee, die ersten Telefonate und dann ins Bad. Nein. Ich wusste, dass ich früh raus muss und dass ich früh, sehr früh  dort sein musste. Ich hatte mich etwas eingelesen.

Eppingen, Downtown, das nächste Thema, welches in die Betrachtung und Termingestaltung einbezogen werden musste. Aber nun genug des Spannungsaufbaus.

Ich war kurz nach 8 Uhr beim Discounter. Es bot sich schon auf dem Parkplatz ein Bild wie ich es dann doch nicht in dieser Dimension erwartet hatte. Das Zelt, welches vom DRK aufgestellt wurde, behandelte schon die ersten Opfer mit Sauerstoff und Sedativa. Die tapferen Helden versorgten notfallmässig die Knochen- und Kieferbrüche. Ausgeschlagene Zähne wurden als Bagatel-Verletzung abgewiesen.

Ich hatte Glück, konnte ich doch auf einem Mutter-Kind Parkplatz mein Wägelchen abstellen. Ein anderer Kaufinteressent erzählte mir, dass er sein Auto ca. 2km vom Markt abstellen musste.

Ich gebe zu, ich hatte kein gutes Gefühl, den Verkaufsraum zu betreten. Das Chaos, ja apokalyptische Szenen spielten sich ab. Das Mobilfunknetz zusammengebrochen.  Verwirrte und hilflose Menschen. Jeder wollte an die Schnäppchen. Die Bademoden wurden auch von Damen gekauft, die erst nach 5 strengen Diäten da reinpassen würden. Der Sommer kam wohl 20kg zu früh. Aber nicht lästern, selbst mal die Hüften inspizieren und den Kessel anschauen, den man so vor sich hin schiebt.

Aber da ist wohl eher das Glücksgefühl vorrangig, dass man ein Schnäppchen gemacht hat. Eine Dame wollte den Bikini anprobieren. Ein Soldat (das Militär wurde zu Hilfe gerufen) und der Mann vom THW konnten die Frau abhalten, aus hygienischen Gründen.

Nach ca. 45 min hatte ich mich zum Gartenzubehör durchgekämpft. Glücklicherweise habe ich den Wehrdienst absolviert und wusste so auch noch, wie man sich anschleicht, vorbeischleicht und sich wie eine Blindschleiche vorbeischlängelt. Tarnen und Täuschen gehört ebenso zum Repertoire, welches man beherrschen sollte. In so einem Fall trage ich ein rotes Kreuz an der Brust und rufe laut: „Lassen sie mich durch, ich bin Arzt!“

Ja, was soll ich sagen? Das begehrte Sonnensegel lag da vor mir in der Schütte. Ein Herr wollte es sich schnappen. Mein rechter Ellenbogen traf zufällig seine Nieren. Er hatte es sich anders überlegt. Ich auf dem schnellsten Weg zur Kasse. „Liebe Kunden, Kasse 3 schliesst, bitte nicht mehr auflegen.“ Liebe Kunden, Kasse 2 öffnet jetzt, bitte legen Sie Ihre Waren auf.“ Liebe Kunden, Kasse 1 schliesst, bitte nicht mehr auflegen.“ Liebe Kunden, Kasse 2 schliesst jetzt, bitte nicht mehr auflegen.“ Zum Glück hatte ich die Kasse 4 gewählt.

Raus auf den Parkplatz. Der Rettungshubschrauber hob eben wieder ab. Ich glücklich und zufrieden. Bin dann zu meinem „Be-Flocker“ meines Vertrauens gegangen und hab mir das T-Shirt mit der Aufschrift „Garten- und Sommerschnäppchen – ich hab’s überlebt!“ fertigen lassen. Eben bin ich nach Hause gekommen.

An manchen Tagen läufts halt.


 

Habt einen schönen Tag!

 


Titelbild von Peggy und Marco Lachmann-Anke, powered by pixabay

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