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Manipulation Teil 2

Wie in meinem ersten Teil versprochen oder angedroht 😉 hier der zweite Teil meines kleinen Beitrags über Manipulation.

Rainer Sachse, Prof. für Psychologie an der Ruhr-Universität Bochum hat u.a. das Buch „Manipulation und Selbsttäuschung“ geschrieben, in dem er auch manipulative Interaktionsmuster beschreibt.

Ich habe manches auch schon so erlebt und kann seine Ausführungen nur bestätigen und ergänzen.

Distanz

Der/die Manipulator/in (in Folge lasse ich das der/die /in sein/ihr weg – nervt…) geht ganz gezielt und bewusst auf Distanz. Antwortet nicht auf Fragen, verhält sich wortkarg und zieht sich zurück. Schaut durch einen hindurch und würdigt einen keines Blickes. Bei Fernbeziehungen kann das auch heißen, dass man einfach für eine ganze Zeit keine Antwort mehr erhält. Geplantes Desinteresse und dazu höchst destruktiv bis hin zum sog. Ghosting.

Sinn. und Zweck:

Es geht vor allem darum, Aufmerksamkeit zu erlangen. Als Betroffener macht man sich unweigerlich Gedanken, was man falsch gemacht hat, warum man so bestraft wird. Ein Machtspiel. Auch kann sich der Manipulierer so sicher sein, dass niemand zu nah an ihn herankommt. Schweigen schüchtert ein – Absicht!

Harmlos oder gefährlich?

Wir alle kennen von uns selbst die Situation, in der es besser ist, sich erstmal nicht zu äußern. „Geben Sie den Verstoss zu?“ – da ist Schweigen die beste Wahl. 😉 In einem Streit erstmal auf Distanz gehen und in sich hineinhören und sich selbst seiner Emotionen bewusst werden ist eine Distanz die durchaus erlaubt ist. Wenn dieses Distanz-Spiel allerdings ganz bewusst als Strafe eingesetzt wird und man auch durch offenes Ansprechen keine Antwort bekommt ist das manipulativ und entbehrt jeglicher Wertschätzung dem Anderen gegenüber.

Regeln

Menschen, die immer wieder und mit Nachdruck Erwartungen formulieren, wie man sich zu verhalten hat, beeinflussen und manipulieren durch Regelsetzung. „Du musst Dich aber bei mir melden“, „Pünktlichkeit darf ich schon erwarten“, „ich stehe immer um 8 Uhr auf“ etc.

Diese Regelsetzer meinen, sie könnten mit ihren allgemeinen Forderungen so etwas wie Gesetze aufstellen, die man ohne nach- und hinterfragen einfach befolgen muss.

Sinn und Zweck:

Es soll erreicht werden, dass man sich nach seinen Regeln verhält. Erlangung von Macht und Kontrolle ist das Ziel. Man wird unter Zugzwang gesetzt. Dieser Stress soll auch verhindern, dass man erst gar nicht auf die Idee kommt, selbst Wünsche oder Forderungen zu äußern.

Harmlos oder gefährlich?

Der Regelsetzer ist davon überzeugt, dass seine Forderungen in Ordnung sind, dass sich die Welt nach ihm zu drehen hat. (Narzisst oder sogar Soziopath) Abgesehen davon, dass das sehr anstrengend werden kann, muss man herausfinden, ob es ein Manipulationsversuch ist. Das geht, indem man versucht, über die Forderungen zu sprechen, zu widersprechen. Gelingt einem eine Diskussion über andere Sichtweisen ist das die Veranlagung des Menschen, der vielleicht auch einfach seine Regeln braucht. Lässt er sich nicht auf Diskussionen ein, reagiert dazu noch heftig und besteht auf seinen Forderungen ist das für eine Beziehung hoch toxisch. Beziehungsabbruch ist keine seltene und letzte Lösung für den Betroffenen.

Opfer

Manche Manipulierer spielen bewusst das Opfer-Spiel. Sie klagen über Belastungen, gesundheitliche Probleme und sonstige Leiden, die scheinbar ausweglos sind.

Sinn und Zweck:

Natürlich gelangt man so zu Aufmerksamkeit. Auch wird der Andere so unter Druck gesetzt, indem er so viel wie möglich Verantwortung für die Situation übernimmt. Das geht soweit, dass der Manipulierer auch Aufgaben überträgt. Er möchte so eine spezielle Behandlung erzielen und geschont werden.

Harmlos oder gefährlich?

Sobald es darüber hinausgeht, Verständnis für die Situation des „Opfers“ zu erlangen. Dieses Opfer-Getue als Werkzeug eingesetzt, um Druck auszuüben, ist das sehr belastend. Gegenwehr ist von Nöten und auch Hinweise wie „ich fühle mit Dir, aber das musst Du selbst hinbekommen“ sind probate Mittel, auch dürfen   Ratschläge gegeben werden. Gerade im Freundeskreis oder beim Partner, ist das  durchaus legitim und wertschätzend. Nie aber sich aufzwingen lassen, Verantwortung und Aufgaben zu übernehmen. An der Reaktion des „Opfers“ auf solche Gegenmaßnahmen kann man auch beurteilen, ob es ein manipulatives Interaktionsmuster ist. Reagiert der Gegenüber gereizt oder sogar wütend oder wechselt er dann zum Distanz-Spiel, ist das ein klares Indiz dafür, dass man es mit einer manipulativen Persönlichkeit zu tun hat.

Poser

Manche Manipulierer spielen auch gerne den Angeber. Die Person stellt sich selbst am Liebsten ins beste Licht. Kann alles, hat alles und vor allem ist besser und intelligenter als andere.

Sinn und Zweck:

„Fishing For Compliments“ in der ganz direkten Art. Der Manipulierer verlangt nach Anerkennung und Bewunderung. „Zolle mir gefälligst Respekt!“ ist die Erwartungshaltung. Solche Menschen kennen wir alle, aber wenn dieses Verhalten darauf abzielt, andere zu schwächen und zu verunsichern ist das höchst manipultiv.

Harmlos oder gefährlich?

Der Gegenüber befindet sich in der Defensive und wird keine Kritik üben. Er könnte eigentlich nur durch eigenes Poser-Getue entgegenwirken. Nicht jedem aber liegt das. Sich unbeeindruckt zeigen, kann eine Gegenmaßnahme sein. Mit Humor kann auch vieles runtergespielt werden. Wenn das Verhalten allerdings darauf abzielt, den Gegenüber bewusst abzuwerten, ist das in jedem Fall bedenklich. Sätze wie: „Du verstehst das eh nicht“ oder „das wäre zwecklos, wenn ich Dir das erkläre…“ sind Aussagen, die den Manipulierer einerseits aufwertet aber eben den Gegenüber massiv abwertet. Darauf hinweisen oder aus dem Weg gehen. Beziehungsabbruch in einer Partnerschaft kann das letzte Mittel sein.

Ich bin doof

Das wohl am weitesten verbreitete Interaktionsmuster ist das „Blöd-Spiel“. Oft dafür verwendet, um lästige Arbeiten abzugeben. Sich dumm stellen, um lästige Arbeiten auf andere abschieben zu können. „Herr Müller, wenn das jemand kann, dann sie, ich kann das nicht so schnell und gut wie sie“, „Schatz, ich kann das mit der Spülmaschine nicht, nicht, dass ich das falsch mache“ oder „Ich könnte es versuchen, Dir das Loch in die Wand zu bohren, aber es könnte ja auch sein, dass ich ein Stromkabel erwische, hab da echt keine Erfahrung mit…“ sind so die üblichen Sätze, die dann verwendet werden.

Sinn und Zweck

Andere das tun lassen wozu man keine Lust hat. Andere dazu bringen, dass sie statt mir, länger im Büro bleiben.

Harmlos oder gefährlich?

Es ist ein Unterschied zwischen jemandem einen Gefallen tun oder sich ausnutzen   lassen. Man kann diese leicht zu durchschauende manipulative Strategie oftmals mit Charme und Humor parieren.

Wer damit beginnt, sich gegen manipulative Aktionen zu wehren, findet hier ein geeignetes Übungsfeld.


Ich wünsche Euch einen wundervollen Abend!

 

 

 

 

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