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Småland für mein Wägelchen

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Ich dachte mir, es muss für mein Wägelchen doch auch ganz furchtbar sein, eine Woche im dunklen Parkhaus am Flughafen zu stehen. Automarken rundum, die es noch nie so nah gesehen hat. Autos, die andere Sprachen sprechen. Schweden, Franzosen, Schwaben, Italiener, aus Niedersachsen, aus Köln… was für eine Qual. Dann kam ja noch dazu, dass es Anfang November empfindlich kühl geworden war.

Also habe ich entschieden, mein Wägelchen zum Service beim Vertragshändler in der Nähe anzumelden. Ein Termin, der nötig war und mich mindestens einen Tag gekostet hätte. Ich spar mir Parkhausgebühren und der Wolf erhält eine Wellnessbehandlung.

Schon bald nachdem ich mich von ihm verabschiedet hatte, kam ein älterer Herr, hat sich als der Servicefahrer vorstellte und ihn mitnahm – ins Småland für Autos. So wie die Kistchen im Kofferraum umhergewirbelt wurden, hatte er dem Wolf wohl auch ordentlich die Sporen gegeben. Nordschleife auf den Fildern? Er mag das.

Dort angekommen wurde er freundlich mit einem „Servus“ und „Griaß Di“ von seinen Kollegen willkommen geheissen. Eine etwas unangenehme Situation stand ihm bevor. Das erste Mal eine schwarze Dialyse, wie der Ölwechsel auch liebevoll genannt wird. Die Kollegen beruhigten ihn, meinten, nur der Wechsel des Ölfilters könnte etwas ziepen. Alles andere sei sehr angenehm, zumal das frische Öl auch angenehm handwarm sei.

Die Kollegen hatten recht, es war gar nicht so schlimm und das neue Öl fühlte sich gut an. Danach wurde er in die Waschstrasse gefahren. Es erklang sanfte Musik und Klangschalen wurden vom Waschleiter sanft angeschlagen. Angenehm warmes Wasser reinigte ihn, Reinigungslotion für empfindliche Haut wurde aufgetragen und sanft einmassiert. Eine kleine Enttäuschung gab es dennoch, der Wolf wartete auf die durchaus attraktive, blonde und vollbusige Wellnessbeauftragte, die sich mit einem sanften Schwamm auf der Motorhaube räkelte. Da hatte sich sein Herrchen (die Autos nennen ihre Besitzer und Fahrer ja Herrchen oder Frauchen) mit seinen Versprechungen wohl etwas weit aus dem Fenster gelehnt, dachte er. Es wurde der Schaum sanft mit warmem Wasser entfernt und der Wolf wurde geföhnt.

Die Wellnessbehandlung war aber noch nicht zu Ende. Zwei freundliche jüngere Mitarbeiter öffneten alle Türen, was überhaupt nicht schlimm war, da er ja in einer warmen Halle bei seinen Kollegen stand. Mit einem sanften Leder entfernten sie Restwasser an den Türdichtungen, an den Stellen, wo der Föhn nicht hinkam. Sie reinigten ihn auch von innen. Streichelten das Armaturenbrett, befreiten die Sitze von Staub und wunderten sich über die umhergewirbelten Kisten im Kofferraum. Allein das laute Geräusch des Staubsaugers störte etwas, weil er Blubbern eines Achtzylinders neben sich nicht mehr so geniessen konnte.

Aber auch diese Behandlung war sehr angenehm für ihn. Danach wurde er zu den Kollegen gebracht, wo sie sich noch lange bis spät in die Nach über lange Autobahnfahrten, Höchstgeschwindigkeiten und dem besten Sprit unterhielten. Wie im Wartezimmer beim Arzt für Herrchen wurde auch über den einen oder anderen Getriebeschaden berichtet, Gelenkprobleme, schmerzhafte Bisse von Nagern in die empfindlichen Weichteile und Kaltverformung von Teilen, weil das Herrchen unachtsam war oder ein anderer Wagen zu nah kam. Auch die eine oder andere Begleitung der Herrchen wurde besprochen. Was da besprochen wird und auch, was da zum Teil noch alles stattgefunden hat.

Am nächsten Morgen war der Wolf noch etwas müde, musste aber wieder zum Flughafen, wo ihn sein Herrchen bald wieder abholen sollte. Mit einem herzlichen „Pfiad Di“ und „Servus“ wurde er von den Kollegen verabschiedet.

Schönes Wochenende Euch!


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