Kilometerfresser 6.1

Im Oktober letzten Jahres musste ich mir einen Lastenesel, auch Transporter oder  Raumwunder genannt, anschaffen, da ich immer mehr Lieferungen und Installationen selbst durchführe. Mietautos waren bislang immer eine Alternative, hatten aber den entscheidenden Nachteil, dass man nicht immer einen zur Verfügung hatte und die Vermieter natürlich auch wissen, was Sie (noch gerade so) verlangen können. Diese Fahrzeugklasse ist bei den ganzen Subunternehmern der Paketdienste sehr beliebt und somit rar und teuer. Also begab ich mich auf die Suche. Ab zum Fahrzeughändler und einen Transporter bestellen. Vielleicht hat er ja auch einen auf dem Hof stehen, den ich sofort mitnehmen kann, war mein erster, fast infantiler, Gedanke und Wunsch. Einen Freitag Nachmittag und einen ganzen Samstag bin ich einige Kilometer gefahren und habe viel Zeit verbraten.

So einfach war das Ganze dann aber doch nicht. Materialmangel, Lieferprobleme bei Halbleitern aus Fernost, Seehäfen im Lockdown und Corona führten zu schier endlosen Lieferzeiten.

Wenn ich mich zu etwas entschließe, dann wäre sofort auch noch schnell genug. 😉 #geduldisteine tugend 

Ich glaube, Ihr ahnt es, wie sehr ich enttäuscht wurde. Lieferzeiten von mehr als einem Jahr für einen neuen Lastenesel, egal bei welchem Hersteller ich fragte, mehr als ein müdes Lächeln war den zum Teil den nicht- bis mindermotivierten Verkäufern nicht zu entlocken. Und: der Gebrauchtmarkt war leer gefegt. Der eine oder andere Ladenhüter stand da, zum Teil total überteuert, zum Teil einfach in einer Konfiguration, die für mich und so wie es schien für alle anderen Interessierten nicht praktikabel war. Die stehen wahrscheinlich heute noch auf dem Hof.  

Also startete ich meine Sonntags-Online-Suche und ich wurde nach stundenlanger Recherche fündig. Drei Kandidaten (2 x VW, 1 x Daimler) standen somit zur Auswahl, verteilt in ganz Deutschland. Der Wagen, der meinen Vorstellungen am nächsten kam, ein Bulli, stand ganz in der Nähe 😉, bei einem Händler im 500km entfernten Jülich bei Köln. Montag früh rief ich bei dem Händler an und reservierte mir den Bulli mal gleich. Da ich sowieso Termine in der Nähe plante, war das ganz geschickt. 

Der Bulli gehört wohl auch in die Top 10 der Men’s Toys. Wirklich? 

Donnerstag war ich dort, Probefahrt, keine allzu leichte Preisverhandlung (zumindest für den Verkäufer). Nachlass, Kundendienst, Reifen und TÜV neu, Zulassung, Kaufvertrag. 2 Wochen später war der Bulli meiner. Mit dem Zug (ich mit dem Zug, jawoll) nach Jülich, beim Händler abgeholt und nach Hause mit ihm. Zack zack, so gefiel mir das. 

Kleiner Stopp auf dem Weg nach Ba-Wü - er trinkt Diesel ich nen Cappu

Fahrbericht: Nach gut 25.000km darf ich hierzu sicherlich ein paar Äußerungen machen. 

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich von SUVs {Suffs} und Gefährten, bei denen man noch höher sitzt, als auf dem Bobbycar nicht allzu viel halte. Das Popometer funktioniert nur bis ca. 15cm über dem Asphalt. Also bin ich gewohnt, eher flachere, tiefere Autos zu bewegen. Ein VW-Bus, Bulli, Transporter gehört eher nicht dazu. Mit Allrad ist die Sitzposition auf eine fast brutale Weise hoch. Aber man behält den Überblick, das stimmt zumindest und nach einem anstrengenden Tag kann man sich einfach vom Sitz auf die Straße gleiten lassen. Ansonsten ist die hohe Sitzposition auch nach 9 Monaten immer noch komisch und ungewohnt. Drehmoment geht, da ich bei der Maschine keine Kompromisse eingegangen bin. Verbrauch: it depends 😉. Navi und Sound sind ok, Doppelkupplungsgetriebe ist fein, der Sitz ist noch gut. Zusammenfassend: man freut sich dann auch wieder über seine anderen Spielzeuge, wenn man mit dem Bulli 2.500km die Woche unterwegs war.    

Was man auch beachten sollte, ist die max. Einfahrtshöhe in Tiefgaragen. Also nicht nur Wellnessangebote und Speisekarte des Restaurants, Frühstücksbüffet, Upgrades und dergleichen, sondern auch diese Kleinigkeit. Das ist auch keine Empfehlung, denn man kann ansonsten zumindest Kratzer auf dem Dach riskieren. Einfahrtshöhe 1,90m ist dann auch die Maximalhöhe. Manche Tiefgaragen kennen da keine Toleranz. Folglich muss man für seine Unterkünfte zumindest anfragen, ob der Bulli da auch reinpasst. Mitten in der Stadt kann man nicht einfach am Straßenrand parken. Aber die nächste Tiefgarage mit >= 2m Höhe ist ja meist glücklicherweise auch nur ein paar bis -zig Gehminuten vom Hotel entfernt. #fitbleiben #10000schritte

Aber zurück zum Zweck des erworbenen Automobils. Es muss Ladung transportieren, in erster Linie, schwere Displays, Gehäuse,  Werkzeug und mich. Und das macht er bislang ohne Murren. Brav isser. Als Leckerli gibts ab und zu eine Pulle AdBlue. Also ist doch alles fein. Und mit den Sommerschuhen auf Alus sieht er doch auch gar nicht so schlecht aus. Das „elegante“ Grau ist immer noch besser als Elektriker-weiß, oder? Wobei ich ja finde, dass graue Autos immer aussehen, als ob der Decklack noch fehlt. Grundiert halt. Geschmacksache. Autos sind schwarz, zumindest mit diesem Grundsatz musste ich brechen. Aus der Not heraus, gewissermassen.    

Anderen Zeitgenossen gefällt mein Bulli übrigens offensichtlich auch sehr, denn Sie haben mir gleich mal Fotos zugesendet. Normalerweise gehen unverlangte Manuskripte ja immer gleich zurück, aber hier habe ich eine Ausnahme gemacht. Da hatte er noch nicht einmal Werbung drauf. 

Liebe Grüsse in die Freie und Hansestadt Hamburg. 

Nun aber genug von Autos. 

Einen wunderschönen Pfingstmontag-Nachmittag wünsche ich noch.

#teekayontheroad #vwbulli #volkswagent61 #avprofiunterwegs #tkavsolutions #maximalhoehe #lastenesel #transporter #arbeitstier #kilometerfresser

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5 Gedanken zu „Kilometerfresser 6.1

  1. Bei Bullis und Tiefgaragen faellt mir immer ein Erlebnis aus Bonn ein. Da stand vor mir in der Einfahrt zur Uni-Tiefgarage ein Bulli – einer von der urspruenglichen Sorte. Die maximale Einfahrtshoehe war angegeben, und die haette auch gepasst – wenn auch ganz knapp. Was der Fahrer aber vergessen hatte: der Bulli hatte einen Gepaeckraeger auf dem Dach und darauf eine Treppenleiter. Das Ergebnis kannst Du Dir denken: die Schranke zur Einfahrt geht auf, der Fahrer gibt Gas und … es tut einen ganz maechtigen Rumms und der Bulli ist in der Tiefgarage, aber ohne Gepaecktraeger. Die lag noch vor der Einfahrt. 🤣
    Einen dieser alten Bullis habe ich auch mal selbst gefahren, auf der Rueckfahrt von einem Segeltoern von der portugiesischen Kueste nach Bonn. Ich fand die Sitzposition auch gewoehnungsbeduerftig, aber nicht der Hoehe wegen, sondern weil man so weit vorne sass, im Prinzip ueber der Vorderachse. Woran ich mich nach der Fahrt dann aber wirklich gewoehnen musst, das war die niedrige Sitzposition in meinem eigen Auto, einem Opel Manta. Da hatte ich das Gefuehl, ich wuerde mit dem Hintern auf der Strasse sitzen. 🤣 Mir gefaellt uebrigens eine hohe Sitzposition – wie jetzt in unserem F-150 Pick-up Truck [https://wp.me/p4uPk8-3Il / https://wp.me/p4uPk8-3T6%5D – sehr gut – wegen der Uebersicht.
    Der Bulli damals – er gehoerte einem Freud von mir – hatte uebrigens eine Porsche Maschine drin, mit 90 PS. Da haben die Leute vielleicht gestaunt, wenn wir auf der Autobah an ihnen vorbeizogen!

    1. Das mit dem Dachständer ist blöd gelaufen. Ein früherer Nachbar versuchte einmal mit seinen Fahrrädern auf dem Dach in seine Garage einzufahren…
      Du hattest mal nen Manta? Manta A oder B?
      Ich liebe die tiefe Sitzposition bei meinem „richtigen“ Auto.
      Dein Truck… Ja klar, Du bist in Texas, in Amerika. Da gibt’s nix anderes und ein F150 ist sicher eine feine Wahl.

      1. Es war ein Manta B. Zur Sitzposition: in unseren Alter faellt es uns etwas schwer, aus tiefer Sitzposition aus dem Auto zu kommen. Bis vor einiger Zeit haben wir ab und zu einen alten Audi A4 von Marys Cousine gefahren, und da hatten wir dann doch schon Muehe auszusteigen. Dafuer ist natuerlich der Truck besser, selbst wenn man da eine Stufe „erklettern“ muss.
        Du hast Recht: das ist natuerlich ein archetypischer Wagen fuer Texas. Fuer uns ist er praktisch wegen der Ladeflaeche. Da brauche ich nicht immer einen Anhaenger, wenn ich z.B. Mulch oder Kompost fuer den Garten transportieren muss. Was mich echt erstaunt hat: er hat echt PKW-Komfort und faehrt sich unheimlich bequem. Auch der Verbrauch hat mich sehr ueberrascht: trotz des Bi-Turbo V6 mit 3,5 Litern Hubraum und 400 PS hat er auf den ersten 11000 Kilometern nicht mehr als 12 Liter auf 100 Kilometer gebraucht. Der Rekord ist nur ganze 9,23! Auf unserer Kalifornienreise auf eine Strecke mit Geschwindigkeitsbegrenzung auf 55 Meilen pro Stunde. Mal sehen, wie er sich auf unserer naechsten grossen Reise, ab dem 10. Juli, macht. Da geht es bis hinauf nach Vermont. Insgesamt rechne ich fuer die Tour mit etwa 5500 Meilen. Die Distanzen hier sind ja einfach unvorstellbar riesig.
        In der Stadt braucht der Truck natuerlich mehr. Deswegen, und auch wegen der Groesse, haben wir einen vollelektrischen SUV bestellt, einen Mercedes EQB. Hoffentlich kriegen wir den noch in diesem Jahr. Zwischenzeitlich fahren wir einen Mercedes GLB, den wir dann gegen den EQB in Zahlung geben werden. Soweit zu unserer „Mobilitaet“.

        1. Manta B, hoffentlich mit Fuchsschwanz?
          Zu einem Pick Up gehört auch eine ordentliche Maschine und die 12l klingen fair. Moderne Aggregate halt. Ich kenne das 😉
          Ich drück Euch die Daumen wegen des EQB…
          Eine Tour nach Vermont – das klingt sehr gut und na ja 5500 mi, das ist schon ne Strecke. Bei mir sind’s seit gestern erst knapp 1000km, aber die Woche ist ja noch jung 😀
          Hab einen schönen Tag – ist’s immer noch so heiß bei Euch?

          1. Es ist und bleibt hier heiss. Heute war es „kuehl“. mit „nur“ 35 Grad. Umso mehr freuen wir uns auf Vermont.
            Uebrigens: Manta OHNE Fuchsschwanz. 😉

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