Black Lady

Wie ich sie das erste Mal sah, ist mir dieser Name „Black Lady“ für sie eingefallen, nur dieser Name für die in schwarz gekleidete Dame konnte es sein. Ich spürte, wie sie mich musterte, ich roch Ihr Parfum, ein leichter Rosenduft. Sie sprach mit leicht hessischen Dialekt, irgendwie gefiel mir das. Ihre Stimme war angenehm, sexy? Unsere Blicke kreuzten sich und ich wusste, dass ich diese Nacht bei ihr bleiben würde. CUT!

„Auf welchen Namen haben Sie reserviert?“ Nachdem ich ihr meinen Namen sagte fuhr sie mich an: „Auf diesen Namen habe ich keine Reservierung! Sicher, dass sie bei mir ein Zimmer gebucht haben?“ „Dann hat vielleicht mein Geschäftspartner auf die Firma XY reserviert?“ fragte ich zögerlich und ich muss zugeben auch etwas eingeschüchtert. „Na also, wieso haben sie das nicht gleich gesagt? Da haben wir sie ja!“ Ich war erleichtert, dass sie mich nicht gleich zu sich hinter den Tresen gezogen hat und was weiss ich was mit mir gemacht hat. „Ich sag’s Ihnen aber gleich: ich hab nur noch ein Doppelzimmeee im 3. Stock, das kostet mehr und nen Lift gibt’s nich!“ Ich nickte und hatte den Gedanken sofort verworfen, einzuwerfen, dass für mich ein Einzelzimmer reserviert war und wenn sie keines mehr hat, mir halt zum selben Preis ein Doppelzimmer geben müsste. Auch die 3. Etage ohne Lift empfand ich als sehr angenehm, da ich ja auch nur den großen Koffer dabei hatte. Ein Teil-Work-Out war somit gesichert.

Geplant war, hier drei Nächte zu bleiben. Wie sie mir den Schlüssel aus dem Schlüsselkasten holte, konnte ich ihr schwarzes Samtkleid begutachten. Black Lady. Mit der slbernen Brosche und den glänzenden Knöpfen ein Schmuckstück, was sie wohl die letzten 40 Jahre sehr pfleglich behandelt hatte.

Schlüssel mit einem herzlichen „Dankeschön“ in Empfang genommen und den Weg in mein Zimmer selbst gesucht. Ziemlich verwinkelt und gewissermassen ein Hotelkomplex zusammengebaut aus drei oder vier Häusern? Zimmer gefunden. Schlüssel passt. Türe knarzt. Alles Bestens.

03C0B39C-D23C-4694-8EE8-B876C1C46DF4.jpgMein Zimmer, Doppelzimmer zur Einzelnutzung, mit einer Bettdecke, einem Satz Handtücher. Nicht, dass hier noch jemand eingeschleust wird. Ich im Himmelbett als Prinzessin? Mal was anderes.

Das Bad, mit Tageslicht. Gross, gepflegt  und geräumig. Mit einem, sage ich mal, bewährten Raumkonzept.

Die Matratze kurz getestet, alles fein. Dann zum Abendessen mit meinen Geschäftspartnern und irgendwann nach 23 Uhr wieder zurück.

Heisse Dusche, ab ins Bett. Ein ruhiges Zimmer und ich hatte wirklich gut geschlafen.

Der nächste Morgen war ein Morgen, an dem ich früh raus musste. Also ab ins Bad und fertig machen. Frühstück.

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Auch der Frühstücksraum geschmackvoll, aber keineswegs aufdringlich designed.

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Cappuccino mit Sojaschaum? So ein Firlefanz. Nein. Es gibt den guten gebrühten Kaffee mit Vollmilch oder eben schwarz. „Spiegelei?“ höre ich es hinter mir. Sie ist wieder da und hat sich angeschlichen. Mein „Nein, Danke.“ half nichts. „Meine Eier sind von freilaufenden und glücklichen Hühnern, Rührei, vielleicht?“ Keine Ahnung, was mich bewegt hat, doch besser Spiegeleier zu nehmen. „Entschuldigung, haben Sie Margarine?“ Sie dreht sich um, der Blick: zumindest argwöhnisch. „Nehmen Sie Butter, die ist frisch und vom Bauern hier im Dorf!“ „Ok, Dankeschön…“ Die Wurst konnte ich auch nur abwehren, weil ich sie anlog und behauptete, ich hätte schon welche gehabt. Frisches, leckeres Obst, wirklich frisches Obst und kein Dosenzeugs gab es dann auch. Ich wusste somit, was mich die nächsten zwei Tage erwarten würde. Am zweiten Morgen wurden die Spiegeleier geliefert ohne dass ich was sagen musste. Butter statt Margarine, Wurst und die hausgemachte Marmelade. Der frisch gebrühte Kaffee schmeckte auch schwarz. Schön, diese persönliche Note und wenn man als Gast nicht nur eine Zimmernummer ist. Am dritten Morgen habe ich dann die Milch auch genommen, weil sie ja vom glücklichen und freilaufenden Bauern aus dem Dorf kommt.

Das Auschecken verlief reibungslos. Drei Tage Gastfreundschaft von der etwas rustikaleren Art, aber mit einer Hotel-Chefin, Köchin und Concierge, die wusste, wie man seinen Gästen all die modernen Flausen austreibt. Es wird gegesessen, was auf den Tisch kommt!

 

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13 Gedanken zu „Black Lady

      1. Ich war vor zig Jahren mal frühstücken.
        Die Besitzerin konnte nicht verstehen warum ich keine Butter oder Margarine benutze. Und es sollte Bitteschön alles aufgegessen werden. 🙄😂

    1. Tja… so romantisch ist das dann doch nicht, wenn man als Geschäftsreisender unterwegs ist. Und die ganzen Storys von Außendienstlern von wegen Bar, man kommt ins Gespräch und landet zusammen im Bett… für viele eben nur Wunschdenken.
      Aber vielleicht denk ich mir ja ne Story mit der Black Lady aus 😉

      1. Wunschdenken muss kein Wunschdenken bleiben ich will hier nicht zum lasterhaften Leben aufrufen aber: ein bisschen Spaß und sinnliche Freude dürfen auch sein. Finde ich.
        Ja mach das! Schreib mal. Warum nicht? Das Bild ist auf jeden Fall eindeutig inspirierend für mich. Vielleicht schreibe ich dazu auch eine. Mal sehen.
        Viele liebe Grüße

        1. Ach ja und zum Wunschdenken. Da bin ich ganz bei Dir. Träume und Fantasie sind was wundervolles und wenn es dann zu solchen realen Begegnungen kommt, würde ich ganz bestimmt ganz brav schweigen.
          Mit Geschichten prahlen, die nie stattgefunden haben ist nicht meins…

  1. Ja, mein Lieber, she came to you one morning, one lonely sunday morning und das mit Eiern vom Bauern im Ort👍 Ich denke, sie hat Dir die romantischen Flausen mit ihrem Farbkonzept der Einrichtung auch anständig ausgetrieben🤣
    Aber du hast schön gefrühstückt und gut geschlafen, this made your day🤗
    Liebe Grüße
    Elisabeth

    1. Nicht nur das Farbkonzept, liebe Elisabeth. 😉Gut geschlafen und ein rustikales Frühstück hat durchaus geholfen, die Messetage erfolgreich durchzustehen.
      Liebe Grüsse
      Thomas

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