Schenk mir Dein Herz

Ich habe gestern eine Meldung gelesen, in der Eurotransplant mitteilte, dass die Anzahl an Menschen, die letztes Jahr in Deutschland Organe gespendet haben, ein historisches Tief erreicht hat. So sollen nur 750 Menschen ihre Organe nach ihrem Tod zur Verfügung gestellt haben. Das sind <0,001% unserer Bevölkerung. 2011 waren es noch 1.200. Wir deutschen sind im europäischen Vergleich Schlusslicht. Ich habe einen Organspendeausweis seit vielen Jahren. Habt ihr auch einen? Ich würde auch einem nahestehenden lieben Menschen, der zum Beispiel eine Niere benötigt, um weiterleben zu können, mit einer Lebendspende helfen.

Diese Meldung hat mich dann etwas weiter nachdenken lassen.

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Was passiert eigentlich, wenn ich jemandem mein Herz spende, sodass er mit meinem Herz weiterleben kann? Wird er die Menschen lieben, die zu Lebzeiten ein Teil von mir geworden sind. Denken wir an eine zufällige Begegnung mit einem Menschen, den ich liebte (wahrscheinlich ist da die Gegenwart richtiger, man liebt vielleicht auch über den Tod hinaus). Ist das Herz nur dieses Organ, dieser Muskel, der dafür sorgt, dass Blut durch die Adern gepumpt wird und alle Organe und Muskeln und das Gewebe mit Sauerstoff versorgt? Wo sitzt die Seele? Im Herzen? Oder spielt sich unser Gefühlsleben in unserem Gehirn ab? Die wunderbaren liebevollen Erfahrungen, die Enttäuschungen die wir gemacht haben? Die Narben, die auf unserem Herzen hinterlassen wurden? Wird dieser Mensch mit meinem Herzen sein Leben einfach so weiterführen?

Was denkt Ihr?

Freue mich wenn Ihr mich auf dieser Gedankenreise begleitet.


Und somit dann auch gleich den Song For Today mit dazu…

Dmitri Shostakovich, Walzer Nr. 2 aus seiner Jazz Suite #2

Ich wünsche Euch einen sonnigen und zauberhaften Sonntag!

 

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20 Gedanken zu „Schenk mir Dein Herz

  1. Lieber Thomas!
    In Östeŕeich ist man bis auf Widerruf Organspender. Es ist unwahrscheinlich die Angehörigen des Spenders kennen zu lernen. Die Organe kommen aus Europa und es ist nicht nachvollziehbar wo der Spender lebte, außer bei lebend Spenden (Stammzellen, Nieren). Wenn die Spende aus der Familie/ Freundeskreis kommt. In Österreich gibt es einmal jährlich eine Dankesmesse der Empfänger für die Spender.
    Ich glaube das eine Organspende, in den meisten Fällen die EmpfängerIn beeinflusst. Mit Dankbarkeit und Achtsamkeit gegenüber dem erhaltenem Organ und der 2ten Chance zu Leben.
    LG Sabine

    1. Liebe Sabine,
      ich weiß, dass die Spender anonymisiert werden, war ja auch nur so ein Gedankenspiel… ich habe mich auch bei der DKMS registriert… da kann es dann schon vorkommen, dass Spender und Empfänger zusammen kommen…
      Die Empfänger von Spenderorganen werden sicher dankbar sein, eben, so wie Du es beschreibst, die Chance auf ein Weiterleben bekommen.
      LG
      Thomas

    1. Hallo! Soweit ich weiß, ist man da dran. Aber es ist eben unglaublich schwierig. Forscher freuen sich, wenn sie überhaupt schon einen undefinierten Zellhaufen erschaffen können. Aber ein bestimmtes ORgan zu scahffen, braucht sicherlich noch Zeit. Wobei ich mal über eine Nase gelesen habe, die man einem Mann an den Bauch gezüchtet hat, Hört sich sehr skurill an, aber es hat funktioniert. Bei Haut gibt es das glaube ich auch schon. Auch ein Herz wurde schon gezüchtet. Aber bisher ist das alles eben noch nicht „Marktfertig“ wenn man es so nennen möchte. Wenn ich daran denke, was für Auflagen für ein Medikament oder für einen Impfstoff erfüllt werden müssen, will ich gar nicht an die Vorkehrungen für Labor-Organe denken.
      Aber es wäre dringen nötig & würde sicherlich auch ein Schritt gegen illegalen Organhandel sein.

      1. Hallo! Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich glaube, es ist schon allein sehr erschwerend für die Forschung, dass der Umgang mit Stammzellen z.B. in weitesten Teilen illegal ist. Das bremst aus, hemmt Investoren und behindert so den Fortschritt unnötig. Besonders, da wir ja so einen Mangel haben…

  2. erste vor ein paar Tagen habe ich mich dem Organspenden-Thema gründlich befasst – Kopfkino für mich – … was ist wenn ??? was passiert mit meiner Seele???
    Bislang hatte ich einen Organspendeausweis … diesen aber nach reiflicher Überlegung entsorgt habe … denn was bedeutet eigentlich hirntot zu sein? … die Seele weilt noch in dem Körper des Organspenders … es wird lebend ausgeschlachtet … so nenne ich es einmal 🙁 … unsere Gene mit all unseren guten und schlechten Eigenschaften werden durch das Einpflanzen des Organs im fremden Körper fortan weiter existieren – weiterleben … auch die Seele des Verstorbenen wird … solange seine Organe in lebend fremdem Körpern wohnen … keine Ruhe finden – die Seele wird zerpflückt und irrt umher – solange findet keine Reinkarnation statt – bis die Seele wieder *eine ganze Einheit* bildet

    Ausnahmen bestätigen die Regel … ich würde meinem Kinde oder Mann einer meiner gesunden Nieren lebend spenden … Liebe kennt keine Grenzen <3 😊

    wissenswert auch: *wer ein IPhone 10 besitzt – ist automatisch durch updates Organspender – ohne Wiederrufrecht durch Angehörige oder sonst wen ;-O
    der Hammer … hier kommt der gläserne Mensch zum Vorschein

    meine Gedanken dazu lieber Thomas
    hab noch einen easy und beschwingt lächelnden Tag 😊…
    das Wetter spielt dabei keine Rolle … wenn im Herzen die Sonne scheint 🙂
    Namaste – die zuza

    1. Liebe zuza,
      vielen Dank für Deine Gedanken, die mich den Tag über begleitet haben und Du gibst mir Deine Antworten auf Fragen, die ich mir ja auch gestellt habe…
      Ich hatte einen easy beschwingten Tag und das Wetter hat mich nur heute früh auf dem Weg ins Büro etwas geärgert… aber dann gibt‘s ja ein Telefon, eine feine Playlist und die Gewissheit, dass ich irgendwann dann doch ankomme 😉 #ÜbungInDemut
      Hab einen schönen Abend
      LG
      Thomas

  3. Ich bin kein Organspender, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann ausgeweidet zu werden, auch wenn mein Körper dann bereits tot ist und ich nichts mehr spüre und daher keine Angst davor hätte. Aber ich mag die Vorstellung nicht. Ich empfinde, es könnte dem Leben Würde nehmen.

    Allerdings glaube ich auch nicht, dass die Seele nach meinem Tod am Weitergehen gehindert werden würde, indem eins meiner Organe oder mehrere davon entnommen würde(n) und in einem anderen Menschen weiter leben würde(n). Da sehe ich also kein Problem.

    In meinen Gedanken ist Leben so sehr eine Einheit von Körper, Seele und Geist, dass ich persönlich manches als unnatürlich empfinde, was rein medizin-technisch heute machbar ist.

    Eine Ausnahme wäre da für mich wohl nur, einem geliebten Menschen eine Niere zu spenden. Da hätte ich einen zutiefst persönlichen Bezug dazu und dafür könnte ich mich u.U. entscheiden.

    Ich weiß es lässt sich leicht reden, wenn man selbst nicht in der Lage ist ein Organ zum Weiterleben zu benötigen. Aber ich erinnere mich, als man anfing Herzen zu verpflanzen und wir innerhalb der Familie darüber diskutierten… Ich empfand es schon damals als fast noch Kind als pervers, vor allem, da solche Menschen lebenslang Medikamente brauchen, damit das neue Organ nicht abgestoßen wird. Es hat doch einen Sinn, wenn der Körper das abstoßen möchte. Wie gesagt, ich empfinde es als nicht natürlich. Und da ich an so etwas wie eine ewige Seele oder ein ewiges Bewusstsein glaube, ist das Ende dieses einen Lebens nicht das Ende von allem und muss manchmal vielleicht einfach akzeptiert werden.

    Selbstverständlich kann ich da nur von mir sprechen und mir ist klar, dass nicht alle so denken und empfinden wie ich und daher jeder seiner eigenen Überzeugung und seinen eigenen Gefühlen folgen muss.

    Was übrigens die Frage angeht, ob der Empfänger eines Herzens etwas von dem Spender-Menschen mitbekommt… Ich dachte früher, ja! Heute denke ich, dass es nur ein Stück Materie ist, das meine Seele nach dem Tod nicht mehr braucht, was immer man damit machen würde. Würdig beerdigen wäre für mich das natürlichste. Diese Hülle, die mir mein Leben ermöglicht hat und die ich während meines Lebens durch Geist und Bewusstsein am Leben erhalten habe. Danach sollte sie sterben dürfen.

    1. So viele Gedanken… Dankeschön liebe Marion. Ich muss zugeben, ich denke auch oft darüber nach, ob es für mich die richtige Entscheidung war, für mich stand allerdings das Helfen im Vordergrund. Es beruhigt mich etwas, was Du zur Seele sagst, ein schöner Gedanke, dass die Seele diese Materie drumherum nicht mehr benötigt und einfach weitergeht…

      Am Ende muss das sicherlich jeder für sich entscheiden und niemand muss sich für seine Entscheidung pro oder kontra Organspende rechtfertigen.

      Liebe Grüsse
      Thomas

      1. Das seh ich genauso: Es ist eine höchst persönliche Entscheidung und die kann nur jeder für sich selbst treffen. Und sie darf sich auch im Laufe eines Lebens ändern.

        Das Helfen ist natürlich ein starkes Argument. Aber für mich überwiegen die Gründe, die gegen meine Überzeugung sprechen.

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