Manche von Euch haben mich ja gefragt, ob es eine Fortsetzung der Geschichte mit Anna und Klaus geben wird. Ja, kann ich heute sagen. Die letzten Tage hatte ich etwas Zeit und auch wieder die Lust und die Motivation ein paar Zeilen zu tippen…
wenn ihr die Geschichte noch nicht gelesen habt, sie Euch interessiert bitteschön hier…
so endete das letzte Kapitel…
… Klaus war noch nicht so betrunken, dass er nicht verstanden hätte, was Anna wirklich sagen wollte. Er wusste genau, dass Anna sich nicht mehr melden würde.
Irgendwann ging er ins Bett, wieder einmal hatte er eine richtig schlechte Nacht, wirre Träume und wie er das Handy anschaltete, sah er die Nachricht von Anna. Sie schrieb, sie sei noch nicht bereit für etwas Neues, sie hätte Angst vor einer neuen Enttäuschung und bat um Verständnis, irgendwann würde man sich vielleicht treffen und ihr, wäre es wichtig, befreundet zu bleiben…
Er antwortete ihr, dass sie viel verlange, dass sie beide zusammen das hätten durchstehen, erleben können und dazu auch etwas Mut gehören würde. Er löschte Anna aus seinen Kontakten und schaltete das Handy wieder aus.
Sein Wochenende war geprägt von Arbeit, er beschäftigte sich mit dem Angebot des Mitbewerbers seiner alten Firma und beschloss, das Angebot anzunehmen. Nächsten Ersten würde er nach London fliegen und dort für drei Monate zur Einarbeitung verbringen. Er machte lange Spaziergänge und versuchte diese Geschichte mit Anna zu vergessen.
Es war so viel passiert in dieser Woche, erst den Job gekündigt, seine Partnerin verloren, dann Anna endlich wiedergesehen. Einmal waren sie sich so nah, wie noch nie, dann so weit weg.
Er war einsam, alleine. Alles anders!
Abschied aus London
Winter in London. Es war kalt, windig und nass. Er war zu Fuß unterwegs, zurück vom Büro in sein Apartment.
Nach drei Monaten in dieser pulsierenden und interessanten Stadt machte er sich mit dem Gedanken vertraut, London zu verlassen weil er nach der Einarbeitung in der Niederlassung nach Hamburg seinen Arbeitsplatz haben wird. Die wichtigsten Dinge schon in Kartons verpackt, das Apartment schon mal etwas aufgeräumt. Morgen Abend noch der Abschied von seinen neuen Kollegen im Pub und dann der Flug nach Hamburg. Alles war vorbereitet. Kollegen treffen, von denen manche zu so etwas wie Freunde wurden. Aber da er wusste, dass alles nur für eine kurze Zeit sein wird, hatte Klaus nie wirklich viel in diese Bekanntschaften investiert. Meist sass er alleine in seiner Wohnung vor dem Fernseher und verbesserte so auch zwangsläufig sein Englisch. Manchmal traf er sich mit den Kollegen im Pub. Die Wochenenden waren für ihn immer die schlimmste Zeit. Da war er oft einsam. Ab und zu nahm er sich einen Mietwagen und fuhr hinaus aus London, um etwas Ruhe zu finden, fernab vom Großstadt-Trubel, einfach einmal nur Stille geniessen. Geniessen konnte er das aber auch nie richtig. Früher war das anders. Er hatte wohl verlernt, alleine zu sein.
Das Foto von Anna würde er zuletzt einpacken. Er hörte nichts mehr von ihr seit diesem Wochenende in Hamburg. Ein paar Mal wollte er sie anrufen, oder über die sozialen Netzwerke schreiben. Nachgeschaut hatte er zu Anfang viel. Die Facebook Posts klangen glücklich. Hatte sie jemanden Neues? War sie doch wieder zu Ihrem Mann zurückgekehrt? Er hatte sich viele Gedanken gemacht, zu Beginn seiner Zeit in London mehrmals täglich an sie gedacht. Das wurde weniger, aber vergessen hatte er sie nie. Das Foto von ihr wanderte irgendwann vom Nachttisch auf den Schreibtisch.
Letzter Arbeitstag in London. Schreibtisch räumen, von den Kollegen verabschieden. Smalltalk, erzählen, wie die Zeit war und gegen Mittag dann Feierabend. Seine Kollegin Katie, mit der er viel zusammenarbeitete, die ihm viel beibrachte, ihm auch viel über die Strukturen in der Firma erzählen konnte, für sie war dieser Abschied etwas schwieriger. Immer schon wollte sie sich mit ihm treffen, mal auf ein Abendessen, mal am Wochenende etwas zusammen unternehmen. Aber Klaus dachte an seine Prinzipien, „nie was mir einer Kollegin anfangen“ und hatte jedes Mal eine andere Ausrede parat. Einmal trafen sie sich Samstag Vormittag in der Stadt beim Einkaufen, sie wohnten nur ein paar Blocks auseinander. Da konnte er nicht anders und sie waren zusammen zum Lunch. Er hatte das durchaus genossen, weil er sie auch sympathisch fand, aber mit einer Kollegin eine Freundschaft oder noch mehr zu beginnen, das kam für ihn nicht in Frage. Wie er mit Katie zusammen war, musste er auch ständig an Anna denken.
Am Abend dann noch ein letztes Glas mit den Kollegen aus seiner Abteilung. Es waren mehrere Gläser. Klaus war froh, wie der Barkeeper dann die letzte Bestellung aufnahm. So richtig glücklich war er in London nie. Auf dem Heimweg dachte er an die Zeit zurück, wie er mit seiner damaligen Lebensgefährtin zusammen war. Man verbrachte die Abende und die Wochenenden miteinander, war zusammen im Urlaub und konnte sich ein schönes Loft im Frankfurter West End leisten. Er stellte sich selbst die Frage, ob er damals glücklicher war. Er fragte sich, ob es mit Anna nicht viel schöner gewesen wäre…
In seinem Apartment angekommen beschloss Klaus gleich zu Bett zu gehen. Seine Koffer könne er am Morgen noch bequem packen, er hatte die Zeit, bis ihn der Fahrer der Firma zum Flughafen abholen würde.
11 Uhr, der Fahrer war pünktlich, Klaus vorbereitet. Die Spedition war schon da und hatte seine paar Sachen geholt, die er sich in London gekauft hatte, um das Apartment etwas komfortabler zu gestalten. Die Schlüssel zu seinem Apartment gab er dem Fahrer, Montag schon sollte der nächste Mitarbeiter in die Wohnung ziehen, welche die Firma gemietet hatte.
London Heathrow, der Flug war pünktlich. Die nächsten Tage musste Klaus erst einmal ins Hotel, bis seine Wohnung bezugsfertig war. Er hatte das alles von London aus geregelt, die Handwerker waren aber noch nicht ganz fertig. Es hatte schon lange gedauert, bis er eine Wohnung fand, die er sich leisten konnte und wollte und ihm dann auch gefallen hat. War es Zufall, dass sich die Wohnung ganz in der Nähe von Anna’s Strasse war? Eine Wohnungsbesichtigung per Skype hatte er vorher auch noch nie gemacht. Eigentlich hatte er sich auch um die letzte Wohnung in Frankfurt gekümmert, damals war es seine Lebensgefährtin, die das Loft anschaute und sein Ja und seine Bankverbindung für die Miete dazu einforderte.
In Hamburg angekommen mit dem Taxi ins Hotel. „Sein“ Hotel. Das Personal schien gewechselt zu haben. Keine persönliche Begrüssung mehr. Nur der Barchef war noch da, der ihn mit Handschlag begrüsste. Einchecken und aufs Zimmer. Koffer auspacken, Hemden und Anzug auf die Bügel und in den Schrank.
Er war wieder in Hamburg. Dort, wo Anna ihn fragte, warum er nicht mehr für sie gekämpft hatte. Dort, wo er wunderbare Stunden mit dieser tollen Frau verbracht hatte, die er, wenn er ehrlich zu sich selbst ist, immer noch liebt. Nachdem er sich in seinem Hotelzimmer mit Blick auf den Michel eingerichtet hatte überlegte er, was er als nächstes tun sollte. Sein Chef in Hamburg hatte ihm bereits eine Willkommensnachricht gesendet und schrieb, dass er sich freue, ihn Montag in seinem neuen Büro begrüssen zu dürfen. Alles sei vorbereitet. Er beantwortete die Email freundlich.
Freitag Nachmittag. In die Stadt? An die Landungsbrücken? Erst mal wieder etwas Hamburger Luft schnuppern? Raus aus dem Anzug, etwas bequemere Kleidung und raus, ja, das war das, was er tun wollte. Das Wetter war besser als in London die letzten Tage. Es war sonnig. Also sollte ihn sein erster Spaziergang zu den Landungsbrücken führen.
Dort angekommen, schaute er sich die Touristenströme an, Kinder, die Spaß hatten mit einem wirklichen Seifenblasen-Künstler. Er schaute den Seifenblasen nach, setzte sich auf die Treppen und blickte hinaus auf die Elbe. Hamburg war nicht seine Heimatstadt aber er fühlte sich sofort wohler wie all die Zeit in London.
Nach ein paar Minuten oder war es eine halbe Stunde, eine Stunde? Er wusste es nicht so genau, beschloss er ins Portugieser Viertel zu gehen um eine Kleinigkeit zu essen. Ein Fischgericht wäre jetzt sicher nicht schlecht, dachte er bei sich. Am Nachmittag allerdings ein Lokal zu finden, welches geöffnet hatte und warme Speisen anbietet, war doch nicht so einfach. Er schaute auf seine Uhr und bemerkte, dass er gar nicht mehr allzu lange Zeit hatte, da er sich am Nachmittag noch mit seinem Makler treffen wollte, um seine künftige Wohnung auch einmal live anzuschauen. Also ein Fischbrötchen und dann nach einem Taxi Ausschau halten, das war der neue Plan.
Er teilte dem Taxifahrer die Adresse in Winterhude mit und nach einer ca. 20-minütigen Fahrt war er dort angekommen. 15 min zu früh, aber so konnte er sich die Umgebung noch etwas anschauen. Zwei Strassen weiter hatte Anna ihre Wohnung. Klaus vermutete, dass sie noch dort wohnen würde, wusste es aber nicht wirklich. Dorthin zu gehen und sich zumindest anzuschauen, ob am Briefkasten noch ihr Name zu finden ist, das traute er sich dann doch nicht, außerdem würde die Zeit dafür auch etwas knapp werden.
Der Makler war pünktlich, sie gingen hinauf in das erste OG. Eine schöne helle Wohnung, 3 Zimmer, großes Wohn- Esszimmer mit offener Küche. Die Handwerker waren noch nicht ganz fertig mit seinem Schlafzimmer. Alles andere war neu tapeziert, Bodenbeläge waren nach seiner Vorstellung. Es schien alles perfekt geklappt zu haben. Klaus dankte dem Makler für die Organisation vor Ort und sie verabschiedeten sich. Übernächste Woche sollte er einziehen. Die Möbel standen bereit.
Klaus stand vor dem Haus, unschlüssig, was er nun tun sollte. Hinüber die zwei Strassen zu Anna’s Wohnung? Er war unschlüssig, er könnte ihr ja begegnen. Was dann? Er erinnerte sich, wie sie damals nackt in der Küche an ihm vorbeiging ins Bad, wie sie sich für den Abend frischgemacht hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie gerade zu diesem Zeitpunkt nach Hause käme oder das Haus verlassen würde, war klein befand Klaus und so setzte er sich in Bewegung. Dort angekommen sah er am Schild an der Klingel, dass sie wohl noch dort wohnt. Er war erleichtert irgendwie.
Klaus ging ein paar Schritte und bestellte sich ein Taxi um zunächst einmal ins Hotel zurückzukehren. Dort angekommen auf sein Zimmer. Handy und Geldbörse wieder auf den Schreibtisch. Er setzte sich in seinen bequemen Sessel am Fenster und dachte nach, was er am Abend, Samstag und Sonntag tun werde. Etwas Zeit würde auch damit verbringen seine Unterlagen von seiner Einarbeitung zu sortieren und sich auf seinen Job vorzubereiten. Als Leiter des Außendiensts wollte er sich auch noch einmal mit den Personen befassen, die künftig in seinem Team arbeiten. Persönlich kannte er keinen Einzigen. Dienstag, wenn er sich dann einigermassen eingerichtet hatte in seinem neuen Büro sollte auch ein Meeting mit seinen neuen Kollegen stattfinden. Hierfür hatte er bereits die Agenda vorbereitet, wollte aber noch an seiner Präsentation arbeiten. Der erste Eindruck, der muss passen.
Den Abend verbrachte Klaus mit einem Abendessen im Hotel und ein paar Drinks in der Hotelbar. Er dachte, jetzt wo er wieder in Hamburg war, wieder viel an Anna. Dachte, er hätte sie vergessen können. In ein paar Tagen ganz nahe bei ihr zu wohnen, war sicher einer der Gründe. „Was, wenn sie mich gesehen hat?“ Anna wusste ja gar nicht, dass er in London war. Eigentlich. Natürlich hatte Klaus ab und an ein paar Fotos in Facebook gepostet. Anna war sehr sparsam mit irgendwelchen Postings in sozialen Netzwerken. Er hatte zu Anfang dort noch öfters nachgeschaut aber irgendwann nicht mehr. Sich aus den Augen verlieren, nicht mehr an sie denken, das war nicht so einfach. Nach Mitternacht ging er dann zurück auf sein Zimmer und merkte dann, wie müde er eigentlich war. Ziemlich schnell schlief er dann auch ein.
Der Samstag starte nach einer unruhigen Nacht. Kopfschmerzen und der Gedanke an ein Wochenende, an dem er wieder einmal alleine war, er fühlte sich besser in Hamburg, aber diese Einsamkeit war auch in Hamburg dieselbe wie in London. Sein erster Gedanke war „Anna“. Sollte er sie kontaktieren? Er quälte sich aus dem Bett und ins Bad. Ein Frühstück würde ihm jetzt sicher gut tun. Irgendwann hat er es auch nicht mehr gemacht, der Blick auf sein Privathandy beim Aufwachen. Irgendwann hatte er die Hoffnung aufgegeben nochmal was von Anna zu hören. Seit dem Abend hatte er es nicht mehr angeschaut. Nachdem er sich fertig gemacht hatte, schnappte er seine Zimmerkarte und sein Handy auf dem Schreibtisch. Er wollte seinem Freund noch schreiben, dass er sicher und heil in Hamburg angekommen ist und sich auf Montag im Büro freut.
Während des Frühstücks schaute er dann doch auf sein Handy. Emails, Spam, Newsletter und eine Email von Anna! „Hallo Klaus, ich wusste nicht, ob Du immer noch Deine alte Nummer hast, meinen Kontakt hast Du ja gelöscht, deswegen eine kleine Email von mir. Ich weiss dass Du wieder in der Stadt bist, wie ist es Dir in London ergangen? Wäre schön wenn Du Dich mal meldest, meine Handynummer steht ja auch da…“ Klaus lächelte. Er war dankbar dafür, dass Anna den ersten Schritt getan hatte, wozu er sich wahrscheinlich nicht entschliessen hätte können. Schon am Vortag hatte sie diese Email geschrieben. Und wieder war er unentschlossen, was er tun sollte. Anrufen? Eine Kurznachricht? Email beantworten? Dass er ein Lebenszeichen von sich geben würde war ihm wichtig, aber wie, was sollte er schreiben. Er las sich die Email noch ein paar Mal durch. Wieso hatte sie ihm ihre Handynummer gegeben? Sie wollte offensichtlich, dass er sie anruft. Oder nicht? Klaus war aufgeregt. Alles raste in seinem Kopf. Er erinnerte sich an ihr Gesicht, an ihr Parfum, ihren Gang, ihre freundliche Art, ihr Lächeln… Er würde sie anrufen, gleich, wenn er wieder auf seinem Zimmer ist. Das war sein Entschluss. Eine kurze Nachricht an seinen freund, der ihn in die Firma brachte, noch einen Espresso und dann auf’s Zimmer.
Dort angekommen, nahm er in „seinem“ Sessel Platz und wählte Anna’s Nummer. Es läutete, er war aufgeregt – Mailbox. Nur eine Standard-Nachricht. Er legte auf. Er wollte es später noch einmal versuchen. Aber sie müsste ja sehen, dass er angerufen hatte. Nach ein paar Minuten rief er nochmals an, wieder die Mailbox. Dieses Mal legte er nicht auf. „Hallo Anna, Klaus hier. Hab mich über Deine Nachricht gefreut, kannst mich ja mal zurückrufen.“ Was sollte er jetzt tun?Da er für den Job noch ein paar Hemden brauchte, wollte er eigentlich in die Stadt gehen, um einzukaufen. Er wusste gar nichts mehr. Hoffen, dass sie zurückruft, bald? Sollte er in die Stadt gehen? War sie bei ihrem Ehemann? Gibt es diese Beziehung noch? Warum hat sie ihm diese Email geschrieben, wenn sie jetzt nicht ans Telefon geht? Warum hat er nicht gestern schon seine Emails gecheckt? Was ist, wenn ich jetzt einkaufen gehe und sie dann anruft und er es vielleicht nicht hört. Viele, viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Alles drehte sich plötzlich wieder um Anna.
Nachdem er eine lange Zeit im Sessel saß, den Blick immer wieder in Richtung Michel schweifen liess und immer wieder sein Handy in die Hand genommen hatte. Mails, What’s App, Facebook, SMS und Telefon geprüft hatte, beschloss er, dass er dann doch in die Stadt gehen würde. „Sie wird wohl nicht mehr anrufen…“
— to be continued —