Alles anders VIII
Teil 8 meiner Kurzgeschichte, was bislang geschah… Teil 1 – 7 unter Kurzgeschichten.
Viel Spaß damit… freue mich wie immer auf Eure Kommentare.
Die Außenalster schimmerte im Mondlicht.
Es war eine Nacht voll Zärtlichkeit und Leidenschaft. Diese Affäre vor gut einem Jahr war anders, beide schliefen damals miteinander, hatten Sex, leidenschaftlich auch, aber anders eben. Schneller Sex, schnelles Einschlafen danach, jeder dreht sich wieder auf seine Seite, kaum miteinander gesprochen und am nächsten Morgen weiter im (Business)-Programm. Dieses Mal war das anders, ganz anders. Sie flüsterten sich zärtliche Dinge ins Ohr, streichelten sich, waren eins. Und sie liessen sich Zeit, viel Zeit. Es war das, was beide die letzten Monate nicht mehr erlebt hatten. Sicher, beide hatten Sex mit ihren Partnern, aber eben nur dieses miteinander schlafen ohne dieses Prickeln, ohne dieses Begehren, ohne dieses sich aufeinander einlassen, bedingungslos und ohne sich wirklich dem Anderen hinzugeben. Alles anders, für beide! Sie schliefen erst spät, umarmt und einander ganz nah.
Es war gegen 9 Uhr wie beide aufwachten, sie schauten sich in die Augen, küssten sich zärtlich und beschlossen noch ein wenig im Bett zu bleiben und den Augenblick einfach zu geniessen. Beide hatten das die letzte Zeit nicht mehr, neben jemandem aufzuwachen, in den Armen eines Menschen aufzuwachen, den man liebte. War es Liebe? Oder waren es nur die Augenblicke des Glücks der letzten Nacht, des Abends? Keiner von beiden hatte dieses Wort bislang benutzt… Nicht am Abend vorher, nicht in dieser Nacht. „Guten Morgen, es war eine wundervolle Nacht, ich weiß nicht wann ich das letzte Mal so sehr das Gefühl hatte, wirklich begehrt zu werden, du bist ein toller Mann“ war das, was Anna sagte, was sie sagen musste. „Ja, es war wundervoll…, nein, es ist einfach wundervoll mit Dir!“ Sie küssten sich zärtlich, streichelten sich und schliefen noch einmal miteinander, weil es gar nicht anders ging.
Erst nach 10 Uhr machten sie sich fertig für das Frühstück. Das Hotel hatte für alles gesorgt. Etwas befremdlich, keine Wäsche zum Wechseln dabei zu haben und mit der Abendgarderobe zum Frühstück zu gehen, aber sie sahen gut aus, glücklich! Beide hatten Zeit, nur für einander. Sie beschlossen, den Tag miteinander zu verbringen. Und wie Anna das sagte, wurde sie traurig, musste sie am Abend doch nach Hause, zu Ihrem Mann. Es war Freitag und am Abend begann eigentlich wieder ihr gemeinsames Wochenende. Klaus merkte das sofort und fragte, was denn los sei mit ihr.
„Weisst Du, ich fahre Freitag Nachmittag ja immer nach Hause zu meinem Mann. Ich will aber gar nicht!“
„Ich weiß Anna, aber diese Entscheidung kann ich Dir nicht abnehmen. Hat er sich denn überhaupt nicht mehr gemeldet?“
Jetzt erst wurde beiden klar, dass sie die Welt um sich herum, den Alltag komplett ausgeblendet hatten. Die Kommunikation aus. Offline. Beide hatten ihr Handy zu Beginn der Vorstellung des Musicals ausgeschaltet und nicht wieder angefasst. Der Alltag kam zurück. Klaus fiel ein, dass er Frank nun auch einmal antworten sollte und seine Emails checken sollten. Doch zunächst wollten sie frühstücken und sich danach um das Leben kümmern. Den Tag so zu beginnen, war für beide ungewöhnlich, sehr angenehm aber nicht, was sie die letzten 15 Jahre hatten und dann zum Frühstück noch ein Gläschen Champagner. Obwohl die Frühstückszeit fast beendet war, durften sich die beiden Zeit lassen und bekamen sogar alles an den Tisch geliefert. So wie man es für ein Haus dieser Klasse auch erwarten darf. Sie frühstückten miteinander, unterhielten sich über Klaus Jobangebot und ob er es annehmen würde. Er wusste es noch nicht, machte es auch noch abhängig von der Rückmeldung seines Anwalts. Auch besprachen sie, wie sie den Tag gestalten wollten. Erst mal zu Anna nach Hause, dann in das Hotel von Klaus, umziehen und in die Stadt, etwas shoppen, spazieren gehen, wenn das Wetter es zuliesse. Es hatte zugezogen, dunkle, graue Wolken zogen auf.
Jetzt erst, wie er die Hotelrechnung bezahlte und sie in ein Taxi stiegen, schalteten beide ihre Handys wieder an. Anna hatte mehrere Nachrichten Ihres Manns auf dem Handy. Er wollte sich entschuldigen, wollte am Abend mit ihr essen gehen, in ihrem Lieblingsrestaurant in Hannover. Klaus hatte die Antwort seines Anwalts im Email Eingang und eine What’s App Nachricht seiner Partnerin, die ihm mitteilte, dass sie ausgezogen sei. Der Grund war wohl der, weil er sich nicht mehr gemeldet hatte und diesen unsäglichen Blödsinn mit der Kündigung durchgezogen hatte. Aus diesem Appartement, welches sie ausgesucht und eingerichtet hatte, welches er finanziert hatte, im noblen Frankfurter Westend. Er mochte die Wohnung nie.
Beide beschäftigten sich mit ihren Nachrichten bis sie bei Anna’s Wohnung ankamen. Anna antwortete ihrem Mann nur kurz, dass sie sich überlege, nach Hause zu kommen. Dann schaltete sie ihr Handy wieder ab und feuerte es zurück in ihre Handtasche. Klaus begleitete sie ohne dass Anna nachfragte. Sie verschwand in ihrem Schlafzimmer, nackt ging sie an ihm vorbei, ein paar Kleidungsstücke auf dem Arm, streichelte ihn zärtlich, küsste ihn und verschwand im Bad. Er schaute ihr nach. Er war sich unschlüssig, ob er nicht einfach folgen sollte, er blieb sitzen. Las die Email seines Anwalts. Auch er konnte kein Haar in der Suppe finden. Sein Fazit war.„Klaus, schlag zu!“. Nachdem er diese Email gelesen hatte, fiel ihm auf, dass er weitere Nachrichten aus den beruflichen Netzwerken erhalten hatte. Mit einer solche Reaktion auf seine Änderungen bei derzeitiger Arbeitgeber: „in between Jobs“ hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Da gab es unter anderen noch ein Angebot eines Headhunters, der für den größten Mitbewerber seiner alten Firma arbeitete. Dieser Personalberater wollte unbedingt noch mit ihm telefonieren. Er antwortete ihm, dass er sich später melden würde. Frank schrieb er eine Email, dass er sein Angebot geprüft hatte und sich kurzfristig bei ihm melden würde.
Kurze Zeit später kam Anna zurück. „Gehen wir?“ fragte sie. „Den Koffer packe ich später – wenn überhaupt!“
Sie beschlossen, den Weg zu Klaus‘ Hotel zu Fuß zu gehen. Auf dem Weg erzählte er ihr vom Jobangebot des Headhunters und von der Stellungnahme seines Anwalts. Anna riet ihm zumindest einmal mit dem Headhunter zu sprechen. Eine zweite Chance wäre sicherlich gut. In diesem Moment rief ihn Frank an. „Geh ruhig dran, Frank will sicher wissen, was der Grund für Dein Zögern ist.“ Das genau war dann auch der Grund von Frank’s Anruf. Klaus wechselte in den Business-Mode und gab Frank zu verstehen, dass er im Moment noch zwei andere Angebote prüfe und er sich dann entscheiden würde. Bis Montag, Dienstag wisse er sicherlich mehr, er würde sich dann melden und wünschte ein schönes Wochenende. „Anna, wenn es Dir nichts ausmacht, würde ich nachher noch gerne mit diesem Personaler reden und dann gibt es nur uns zwei heute, ja?“ Sie war einverstanden, unterstützte seine Entscheidung mit den Worten, dass es ja um seine berufliche Zukunft ginge. So gingen sie weiter durch die Stadt, Hand in Hand, bis zu Klaus Hotel. Das Thema, dass sie sich noch nicht entschieden hatte, ob sie nach Hause fahren würde, wurde von beiden wohl nicht mehr bewusst aufgegriffen.
Im Hotel angekommen ging Anna mit ihm aufs Zimmer, er machte sich frisch, zog sich seinen Standard-Business Anzug wieder an, da er gar keine Freizeit Kleidung dabei hatte. Anna meinte, er möge jetzt erst mal mit dem Headhunter telefonieren und danach würden sie ein paar neue bequemere Klamotten für ihn einkaufen. Anna fragte ihn noch, ob sie unten in der Lobby auf ihn warten soll. Er verneinte und meinte, sie könne ruhig da bleiben. Klaus wählte die Handnummer des Kontakts und hörte sich an, was der ihm anbieten wollte. Dann legte er auf und lächelte. „Na, was er hat der gesagt?“ Klaus wechselte nun wieder in seinen „Anna-Mode“ küsste sie und meinte, dass dieses Angebot fast noch besser klang, weil es genau der gleiche Job sei, den er seit Jahren für seinen bisherigen Arbeitgeber gemacht habe. Das einzige Problem sei, dass er erst nach Ablauf von drei Monaten zum Mitbewarb wechseln dürfe, dieser neue Arbeitgeber ihm aber eine Überbrückung anbieten würde. „Das klingt doch toll, wie geht’s jetzt weiter?“ „Ich sende denen meinen CV und die im Vorgriff schon mal einen Vertragsentwurf bis spätestens Montag.“ „Klaus, ich freue mich für Dich, das klingt doch alles sehr gut…“ Klaus lächelte und nahm Anna bei der Hand und sie gingen aus dem Hotelzimmer, raus aus dem Hotel und in Richtung Innenstadt. Shopping war der nächste Programmpunkt. Sie versprachen sich, jetzt nicht mehr über den Job zu sprechen und den Tag zu geniessen.
to be continued…
11 Gedanken zu „Alles anders VIII“
Und wieder toll geschrieben! 🙂
Einen schönen Abend!
Herzlichst,
Frank
Danke mein Freund… Dir auch einen schönen Abend.
😉
Schön geschrieben, wie alles anderen Teile auch. 😉
Danke Dir. Dieses Kompliment von Dir bedeutet mir viel… 😉
Das ist Dein Ding! Ganz wunderbar, vor allem solange unten geschreiben steht: „…to be continued“ ;-))
Danke… es wird da unten stehen „to be continued“ solange es gefällt, was ich da zusammentippsel…
Guter Plan, ich freu mich!
na dann… und Du poste bitte weiterhin so schöne Fotos
Das werd ich 😉
Fein…