Wege

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hier gehts zur vertonten Ausgabe…

Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.

(mehr von diesen Sprüchlein auf Aphorismen und Weisheiten)

Diese 7 Worte hat Franz Kafka einmal zu Papier gebracht. Durch einige inspirierende Zeilen von lieben und wunderbaren Menschen hier, einem besonders, durch Begegnungen und Erfahrungen, die ich gemacht habe, hier meine kleine eigene Interpretation dieses Zitats.

Wir werden in unserem Leben immer wieder vor die Wahl gestellt, nach links oder nach rechts zu gehen oder eben auch geebnete Wege zu verlassen und eigene Wege zu finden. Neue Wege zu ebnen, zu definieren. Wir müssen uns ständig entscheiden, kein Weg ist unendlich. Diesen Weg dann gemeinsam mit Menschen gehen oder eben auch einsame Entscheidungen treffen und den Weg, auch den unerforschten, neuen, fremden, gefährlicheren und unbekannten Weg, alleine zu gehen. Sind wir gewappnet? Die richtige Kleidung, Schuhwerk, Proviant? Vielleicht müssen wir Stürme bestehen, Kälte und Hitze ertragen… Tja, eine gute Frage, denn wissen wir denn, wohin uns unser eingeschlagener Weg bringt? Können wir das überhaupt planen oder sollen wir einfach warten und uns nicht auf diesen Weg, auf diese Reise durch’s Leben begeben, nur weil wir vielleicht das Gefühl haben, nicht ausreichend vorbereitet zu sein?

Manchmal trennt man sich von alten Weggefährten, weil man gemerkt hat, dass es besser ist, dass man mit dem eingeschlagenen Weg auch niemals zu seinem Ziel kommen wird, sein Glück finden wird, es einem letzten Endes nicht gut tut, sich im Kreis bewegt. Schmerzlich sicherlich, aber nötig.

Manchmal braucht man auch diese „Eye-Opener“, Beweise, oft auch gute Freunde, die einem die Wahrheit schonungslos, geradezu wie eine Ohrfeige, präsentieren.

Manchmal wird einem diese Entscheidung aber auch abgenommen, egal, ob man will oder nicht und dann steht man erst mal alleine da. Das schmerzt noch mehr, weil man diese Entscheidung auch gar nicht treffen durfte.

Manche Wege kann man aber auch nicht alleine gehen, weil sie zu beschwerlich sind, weil man auf die Hilfe und Erfahrung eines guten Freundes nicht verzichten kann. Gut, wenn man dann auf diesen Freund zählen kann. Es gibt in unserem Leben immer wieder diese „Bergführer“, Weggefährten und Mentoren, ohne die man manche Berge nicht erzwingen und hochgesteckte Ziele nicht erreichen könnte.

Wenn wir dann unseren Weg gehen, alleine, werden wir diesen erst ganz vorsichtig gehen. Kleine, umsichtige Schritte. Wir wissen nicht, was nach der nächsten Kurve, nach dem nächsten Berg kommt. Ignorieren wir manche Verbotsschilder oder Warnungen, folgen wir den Umleitungsempfehlungen? Umkehren, nein, oder doch? Autobahn oder Landstrasse? Kennen wir denn schon das Ziel oder ist eben der Weg das Ziel? Wenn wir Glück haben, werden wir schon nach ein paar Hundert Metern Menschen treffen, die wir kennenlernen dürfen, die uns ein Stück unseres Wegs begleiten und uns Halt geben können. Manchmal wandern wir auch ein paar Kilometer weiter, ohne Begegnungen, ohne Steighilfe. Manchmal wollen wir das ja vielleicht auch so, weil wir erst wieder vertrauen wollen, weil wir erst wieder lernen müssen, nach dem Weg zu fragen und bewusst die Menschen am Wegesrand ignorieren. (Wieder)Lernen müssen, Menschen zu vertrauen. Schließlich ist es ja auch nicht einfach, jemandem davon zu erzählen, dass man unschlüssig, unsicher ist. „Männer fragen nie nach dem Weg“ und lesen auch keine Bedienungsanleitungen, fällt mir da so ein. Ein Zeichen von Schwäche? Stolz? Misstrauen? Jemand könnte uns ja auch ganz bewusst einen falschen Weg vorschlagen.

Aber mit jedem Schritt, mit jedem Meter wird man zuversichtlicher, man lernt, wieder auf sich selbst zu vertrauen und anderen zu vertrauen. Und während wir das vielleicht gar nicht merken, öffnen wir uns wieder ein Stück und plötzlich geschieht das, was wir uns den ganzen bisherigen Weg gewünscht haben, die Sonne kommt raus, die Bilder werden bunter, wir werden Wegbegleiter finden, die uns ein Stückchen begleiten, mit anderen verbleiben wir für ein paar Momente, mit einigen eine ganze Zeit an einem Ort, manche begleiten uns bis zum nächsten „Meilenstein“ und dann werden wir auch wieder Menschen finden, denen wir erzählen, was wir bislang auf unseren Wegen alles gesehen und erlebt haben, uns austauschen und wieder Vertrauen aufbauen. Neue Freunde von denen wir wissen, dass sie mit uns ein gutes Stück weitergehen werden.

Ich glaube, dass der Mensch nicht dafür taugt, hunderte von Kilometern alleine zu gehen.

Ich bin glücklich darüber, neue Wegbegleiter gefunden zu haben, die mein Schritttempo und meinen Takt mitgehen. (Appreciate) Auch habe ich alte Gefährten wieder getroffen, sie sind andere Wege gegangen, unsere Wege haben sich gekreuzt, über viele solcher Begegnungen bin ich glücklich. Man verweilt ein wenig und macht sich dann wieder auf seinen Weg, glücklich über jede Begegnung und die Wertschätzung, die man erfährt. Glücklich auch darüber, dass ich etwas (aus-)sortieren konnte und mein Umfeld mich heute, wie zuvor, so nimmt, wie ich bin. „Manchmal Steppenwolf, oft aber der emphatische und authentische Mensch, der allen auch mal die Meinung sagt, wenns nötig ist“ (nicht von mir…)

Manchen möchte ich nicht mehr über den Weg laufen. Ich passe auf und habe ja immer noch die Möglichkeit, die Straßenseite zu wechseln…

Passt auf Eurem Weg auf die kleinen und großen Stolpersteine auf und ignoriert nicht die Juwelen, die am Wegesrand nur darauf warten, von Euch aufgesammelt zu werden. Ein wundervolles Wochenende wünsche ich Euch…

marathon

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31 Gedanken zu „Wege

  1. Wow! Das ist ein toller Text! Und gerade fällt mir ein Gedicht ein, das ich vor vielen Jahren in einer besonderen Situation einmal geschrieben habe:

    Geschenk
    Du nimmst mich an und schenkst mich mir zurück;
    so bin ich Dir und mir
    Geschenk.

  2. Man trifft selten Menschen, die einen kompletten Lebensweg bis zum Ende mitgehen, aber auch die, welche uns auf kurzen Abschnitten begleiten, können sehr glücklich machen.

    1. Da gebe ich Dir uneingeschränkt Recht. Gerade diese Menschen, die sich auf einander einlassen, ein Teilstück mit Dir gehen und man sich gewissermaßen zusammen entschließt, dass jeder seinen Weg gehen muss, machen das Leben ja auch aus. Das Salz in der Suppe gewissermaßen.
      Manchmal sind es ja auch liebe Freunde, die man nur einmal im Jahr trifft, die das Leben bereichern und man sich gegenseitig erzählt, wie der Weg bislang war. Wichtig dabei ist, dass man sich auf diese Freunde verlassen kann, wenn’s hart auf hart kommt… Und dann sind sie da, wenn man sie braucht.

  3. Sehr schön geschrieben. Ich arbeite im Gesundheitswesen und dort sieht man manchmal recht gut wie sich Freunde oder sogar Familie von Leuten die krank sind und denen es nicht gut geht abwenden. Es ist traurig, dass diese Menschen dann allein gelassen werden mit ihrer Situation und sich nicht auf Freunde und Familie verlassen können.

    1. Danke für das Kompliment und dass Dir mein Beitrag gefällt.

      Manchmal ist das leider so, dass man in Situationen, in denen man Freunde dringend brauchen würde, alleine gelassen wird. Wünsche ich niemandem, kenne das aber auch, leider. Man fragt sich dann sogar, ob man selbst Schuld daran hat…

      1. Manchmal denken sich das manche und machen sich Vorwürfe… Dennoch ist es schön doch auch Menschen zutreffen die ihren Freunden oder Angehörigen helfen bzw. sie unterstützen egal in welcher Situation…

        1. Wir sollten vielleicht einfach immer wieder darüber schreiben und ein Bewusstsein dafür zu fordern, vielleicht hilft es ja bei dem Einen oder Anderen…

      2. Es wäre zumindest ein Anfang. Es wäre doch schön, wenn wir in Zukunft vielleicht näher auf einander zugehen und uns nicht noch weiter voneinander abwenden. Eine Freundschaft ist nicht nur „nehmen“, sondern auch ein „geben“…

    1. Guten Morgen lieber Frank,

      es tut auch mir gut, was Du schreibst. Ich habe das an Schlaf nachgeholt, was mir letzte Woche gefehlt hat… 10 Stunden am Stück in herrlicher Umgebung.
      Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag mit hoffentlich vielen tollen Glücksmomenten.

      Liebe Grüße
      Thomas

      1. Guten Tag, lieber Thomas.

        Nachdem gestern ein Monteur die Wärmemessgeräte getauscht hat, wird es immer wahrscheinlicher, daß für mich doch eine andere Wohnung fällig sein dürfte.

        Ich habe mich lange mit ihm unterhalten…

        Und im Moment rumort so vieles in mir, auch bedingt durch diesen Übergang in Hartz IV Rente.

        Etliches, was ich verdrängt hatte, kommt hoch.

        Mir war gar nicht mehr präsent, wie oft ich im Elternhaus doch geschlagen wurde und weshalb.

        Schlaf nachgeholt habe ich auch.

        Und eben bin ich durch den Anruf meines Sohnes geweckt worden, was schön war.

        Liebe Grüße,
        Frank

        1. Mein lieber Frank. Es war auch bei mir schon oft so, dass sich Dinge, die sich so langsam entwickeln, manchmal über Nacht entladen. Wie ein Gewitter, diese Erkenntnis. Ich habe meine Kurzgeschichte fertig, schau mal, wie es meinem Protagonisten ergangen ist… Viel Spaß beim Lesen.
          Liebe Grüsse
          Thomas

          1. Schmunzel. Gerade habe ich Deine Geschichte gelesen und finde nun den Hinweis darauf in Deinem Kommentar.

            Heftige Story!

            – Ob sich aus solchen… dieses Ice Bucket Challenge entwickelt hat?

            Ok etwas…Doch mir hilft so ein „Springen“ um emotional besser mit manchen umzugehen.

            Liebe Grüße,
            Frank

  4. Sehr schöner Text und sehr treffend beschrieben mit den Wegen !! Auch spannend, mit den Freundschaften, die kommen und die gehen, die vielleicht irgendwann nicht mehr zusammenpassen. Das Leben ist immer in Bewegung…auf zur nächsten Weggabelung 🙂

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